It's All Gone Pete Tong
Er ist ein Virtuose an den Plattentellern und selbst Szene-Größen wie Paul van Dyk ziehen ihren Hut vor ihm. Wenn Frankie Wilde in den besten Clubs der Welt auflegt, dann tobt die Menge und lässt sich vom Sound mitreißen; sein Leben besteht aus Musik, Luxus, jeder Menge Koks und Sex. Das genießt er ausgiebig – in seiner Villa auf Ibiza, in der er gemeinsam mit seiner Model-Freundin wohnt. Doch dann bekommt Frankies Karriere plötzlich einen Riss: Seine Ohren bereiten ihm Probleme. Anfangs versucht er es zu ignorieren, legt weiterhin auf, doch seine Sets werden immer chaotischer und die Arbeiten am neuen Album arten zur Katastrophe aus. Schließlich muss er es sich und seinem Umfeld gegenüber eingestehen: Frankie Wilde ist taub. Und es geht abwärts. Sein Label feuert ihn, seine Frau verlässt ihn und in seinem zunehmenden Wahnsinn zieht er sich mehr und mehr in die Einsamkeit und den Drogenkonsum zurück. Die Welt fragt sich schon, was wohl aus ihm geworden ist. Doch dann kommt der Moment, in dem er den Schalter umlegt. Er steht wieder auf und macht einfach weiter. Frankie Wilde kehrt zurück.
Berlin Calling hat bereits mit einem kleinen Augenzwinkern gezeigt, welche privaten und beruflichen Abgründe sich im Leben eines DJs auftun können. Mit „It's All Gone Pete Tong“ geht Regisseur Michael Dowse noch einen entscheidenden Schritt weiter: Mit der einsetzenden Taubheit Frankies beschreibt er hier einen Schicksalsschlag, der auch fernab von Drogenexzessen ein unmittelbares Berufsrisiko für DJs darstellt. Das ist eine starke Geschichte, die da erzählt wird: Erst der Erfolg, dann der Absturz durch die einsetzende Taubheit, das Leugnen, Frankies Kampf mit dem Kokain, stellvertretend für den nicht durchführbaren Kampf gegen die Krankheit, dann schließlich Akzeptanz und Beginn neuer Hoffnungen. Eigentlich die typische Geschichte jeder schweren Krankheit, vor dem Hintergrund der Clubszene aber erfrischend anders verpackt. Obwohl der Film sehr storylastig ist und Dowse mit verhältnismäßig einfachen Mitteln arbeitet – durch eingeschobene Interviewszenen mit Menschen aus dem Umkreis Frankies erzeugt er fast schon den Charakter einer Dokumentation –, entfaltet er auch optisch eine starke Wirkung. Das liegt zu einem kleinen Teil an der malerischen Kulisse Ibizas, vor allem aber an der grandiosen schauspielerischen Leistung des Hauptdarstellers Paul Kaye, der sich stets am Rande des Wahnsinn zu bewegen scheint. Was er aus der Rolle macht, ist schlicht faszinierend. „It's All Gone Pete Tong“ spielt mit Extremen. Aber gerade daraus ist ein beeindruckender und auf seine Art wundervoller Film entstanden. Unbedingt zu empfehlen.
Für den ein oder anderen mag der Verzicht auf eine deutsche Synchronisation gewöhnungsbedürftig sein. Der Film lässt sich aber auch gut mit Untertiteln schauen und gerade der Originalton ist auch wichtig für den Charakter des Films. Bloß nicht abschrecken lassen.
Sprache: Englisch
DVD-Extras: Storyboard, Making of
Marius Hanke
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
Anbieter
Kauf-DVDEdel Germany