Snitch – Ein riskanter Deal

Vor den US-amerikanischen Gerichten ist die Sache klar: Weil sich der naive 18-jährige Jason von einem Freund ein Drogenpaket hat zuschicken lassen, gilt er als Dealer – und soll dementsprechend bestraft werden. Für den Jugendlichen besteht nur eine Chance, die lange Haftstrafe zu mildern, wenn er Hinweise auf die Ergreifung eines anderen Dealers liefert und als „snitch“, als Informant und damit Verräter, für die Staatsanwaltschaft arbeitet. Doch zum Entsetzen seiner Eltern weigert sich Jason, Freunde derart zu verpetzen, nur um seinen eigenen Hals zu retten. Als seinem Vater John die Reichweite der Anklage deutlich wird, beschließt er einen riskanten Deal: Mit der Hilfe eines Ex-Sträflings, der für ihn arbeitet, will sich der Bauunternehmer von einem Drogenkartell als Kurier anwerben lassen und damit den Behörden beim Krieg gegen die Drogenhändler helfen. Tatsächlich ist die Staatsanwaltschaft beeindruckt, zu welchen Kriminellen John auf einmal Kontakt hat. Doch diese sind überaus misstrauisch – und außerdem will die Regierung sich nicht mit kleinen Fischen zufrieden geben, wenn ihr auch mit Johns Hilfe ein hochrangiger Drogenbaron in die Hände fallen könnte.

Seitdem in den 1980er-Jahren in den USA die Gesetze enorm verschärft wurden, um den Drogenhandel einzudämmen, gibt es die in „Snitch“ gezeigte Regelung tatsächlich: Wer keinen anderen Dealer ausliefern kann oder will, muss mit hohen Strafen ohne Bewährung rechnen – egal ob Ersttäter oder bekannter Krimineller. Der Versuch des Regisseurs und Drehbuchautors Ric Roman Waugh, diese Politik zu hinterfragen und dabei zugleich Actionunterhaltung zu bieten, scheitert jedoch auf ganzer Linie. Die Szenen zwischen John und seinem Sohn triefen vor Pathos, wichtige Szenen, in denen der Konflikt dargestellt werden soll, werden durch schwerfällige Dialoge und schlechte Schauspielerleistungen vollkommen unglaubwürdig und selbst Action-Freunde kommen nicht einmal beim Showdown auf ihre Kosten. So ist „Snitch“ nicht mehr als eine Mogelpackung, die weder ihrem gesellschaftskritischen Anliegen gerecht wird noch als Genrefilm funktioniert. Wer an einer authentischen Geschichte über die Drogenproblematik in den USA interessiert ist, sollte sich lieber die großartige Serie „The Wire“ ansehen.

DVD-Bildformat: 1:2,40; 16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch für Hörgeschädigte
DVD-Extras: Entfallene Szenen, Making of, Featurettes, B-Roll, Bildergalerie, Trailer

Stefan Stiletto