Margaret

Es ist nur ein kurzer flirtender Blickwechsel zwischen der 17-jährigen Lisa um dem Busfahrer. Doch dann passiert ein Unfall. Der Bus überfährt eine Frau, die kurz danach stirbt. Lisa ist schockiert. Und insgeheim weiß sie, dass sie eine Mitschuld trägt, weil sie den Fahrer abgelenkt hat. Zunächst entlastet sie diesen durch eine Falschaussage, denn von einem schnellen Abschluss des Falls erhofft sie sich auch einen Freispruch für sich selbst. Als sie jedoch den Busfahrer kurze Zeit später zu Hause besucht, ist sie entsetzt darüber, wie gut dieser mit den Folgen seines Unfalls leben kann, während Lisa noch immer ihr schlechtes Gewissen zu schaffen macht. Mit aller Macht setzt sie von nun an alles daran, den Fall noch einmal aufrollen zu lassen, damit der Busfahrer seinen Job verliert und bestraft wird – und merkt dabei nicht, wie sie in ihrer Verbissenheit nur egoistische Ziele verfolgt und sich auch von ihrer Familie entfremdet.

Lisa ist eine durch und durch schwierige Protagonistin – und gerade das macht sie so interessant. Während Jugendliche, die sich gegen die Regeln der Gesellschaft auflehnen und ihren eigenen Standpunkt vertreten, in anderen Filmen oft die eindeutigen Identifikationsfiguren sind, hat die die Rebellion von Lisa nichts Sympathisches an sich. Sie vertritt fragwürdige Standpunkte und trifft oft die falschen Entscheidungen – obwohl sie immer nur auf der Suche nach dem richtigen Weg durchs Leben ist. In zahlreichen Handlungssträngen entwirft Kenneth Lonergan ein differenziertes Bild von Lisas Umfeld, in dessen Mittelpunkt neben ihren Schuldgefühlen und ihrem Hadern mit Moral und Gerechtigkeit auch die von Unverständnis geprägten Beziehungen zu ihrer Mutter und ihrem weit entfernt lebenden Vater stehen. In Deutschland erscheint das hochkarätig besetzte und ohnehin schon überlange Drama, dessen Veröffentlichung sich aufgrund von Rechtestreitigkeiten um fünf Jahre verzögerte, nun allerdings nur in einer um knapp 35 Minuten gekürzten Version. Dabei könnte die längere Fassung durchaus sinnvoll sein, verweisen die zahlreichen Figuren doch auf eine komplexere Geschichte, die nicht zuletzt auch von dem Lebensgefühl in den USA nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 erzählt.

DVD-Bildformat: 1:1,85; 16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch

Stefan Stiletto