Five Minutes of Heaven

Seine seit Jahrzehnten ersehnten „fünf Minuten Himmel“ erhofft sich der inzwischen 44-jährige Familienvater Joe, als er endlich dem Mann gegenübersteht, der 33 Jahre zuvor das Leben seines älteren Bruders James ausgelöscht hat. Nun möchte Joe an Alistair Rache nehmen, der James damals vor Joes Augen auf brutale Weise getötet hatte und nun aus dem Gefängnis entlassen wurde. Es geschah 1975 im nordirischen Bürgerkrieg zwischen der katholischen IRA und der protestantischen Ulster Volunteer Force, die den Auftrag zur Ermordung gegeben hatte. Das Treffen der beiden Männer, die durch diesen Mord beide auf unterschiedliche Weise für ihr Leben gezeichnet wurden, ist von einer Fernsehstation minutiös vorbereitet und als große Geste der Versöhnung gedacht. Doch die Wunden der Vergangenheit sitzen tiefer als erwartet, und deswegen müssen die beiden Männer einen anderen Weg finden, um sich zu rächen – oder auch zu vergeben.

Der deutsche Regisseur Oliver Hirschbiegel wurde durch Filme wie „Das Experiment“ und „Der Untergang“ bekannt. Sein im Auftrag der BBC gedrehter neuer Film basiert auf dem Drehbuch von Guy Hibbert und der authentischen Geschichte von Alistair Little und Joe Griffin, die im Film von Liam Neeson und James Nesbitt verkörpert werden. Obwohl das Drama unverwechselbar am Nordirland-Konflikt festgemacht ist, dessen Wunden nach dem Beginn des Friedensprozesses seit 1998 nur langsam verheilen, gewinnt es zugleich exemplarischen Charakter. Denn die Frage, ob und unter welchen Bedingungen Vergebung möglich ist, stellt sich individuell überall auf der Welt und gesellschaftlich in allen Konfliktregionen und Krisensituationen. Darauf hebt auch die klassische Dreiteilung des Dramas ab. Im ersten Teil, der 1975 spielt, wird deutlich, mit welcher Selbstverständlichkeit die Jugendlichen ihren Mordauftrag ausführten, nur weil er voll in das damalige Freund-Feind-Schema passte. Im zweiten Teil und im Jahr 2008 kommen die daraus entstandenen Verletzungen zur Sprache, die nach Rache, Vergeltung und Erlösung schreien. Zugleich werden Mechanismen der Medienberichterstattung und der medialen Inszenierung deutlich, die sich nicht zuletzt nach den Einschaltquoten richten. Im dritten Teil ringen die beiden Männer auch im unmittelbaren Wortsinn um eine Lösung ihres Konflikts, die Alternativen zur Spirale der Gewalt bietet.

DVD-Bildformat: 1:1,85; 16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
DVD-Extras: Interviews, Trailer

Holger Twele