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Lahore 1947: Noch gehört die Stadt in der Provinz Punjab zu den britischen Kolonien. Hier leben Hindu- und Moslemfamilien Tür an Tür direkt neben den Sikhs. In der Parsifamilie der achtjährigen, gehbehinderten Lenny kümmert sich Shanta die Kinderfrau um das Wohlergehen des Mädchens, während der Vater arbeitet und die Mutter den gesellschaftlichen Verpflichtungen der Bürgerfamilie nachkommt. So trifft Lenny außer ihrem Cousin Adi wenig Kinder. Vielmehr begleitet sie Shanta häufig, wenn sie sich mit ihren Verehrern trifft. Schon bald spürt Lenny, dass sich das Leben der jungen Erwachsenen ändert. Sie versuchen, die veränderte politische Situation zu begreifen. Die Aufteilung der Regionen in die Länder Indien und Pakistan beeinflusst auch die Beziehungen von Shantas Freunden zueinander. Als Shanta, die dem Hinduismus nahe steht und der Muslime Hasan ihre Liebe zueinander entdecken, wird das Leben für sie in der vom Bürgerkrieg gebeutelten Stadt unmöglich.

Die Freude der indischen Bevölkerung über den Rückzug der britischen Regierung schlug – so ist es historisch belegt – aufgrund der Teilung Indiens in Enttäuschung und Ratlosigkeit um und zog gewaltträchtige und blutig endende Kämpfe der verschiedenen Religionsgruppen nach sich. Die in Kanada lebende Inderin Deepa Mehta entwickelte ihren Spielfilm gemeinsam mit der in Pakistan geborenen und jetzigen US-Bürgerin Bapsi Sidhwa. „Cracking India“, so der Titel des Romans, der dem Film zugrunde liegt. Das Schicksal von Shanta steht beispielhaft für viele Einzelschicksale, die Opfer des Bürgerkrieges wurden und macht betroffen. Um sich dem Film zu erschließen, ist ein Wissen um historisch-politische Situation Indiens hilfreich, aber für das Verständnis der Handlung nicht unabdingbare Voraussetzung. Die symbolträchtige Bildsprache vermag Vieles zu vermitteln und die intensiven Gespräche der Erwachsenen, die der Zuschauer aus Lenny’s Perspektive wahrnimmt, sind reich an Informationen, denen man auf den Grund gehen will.

Kristin Langer