Knallhart

Michaels Mutter wird von ihrem Lebensgefährten aus dem Berliner Nobelviertel Zehlendorf eiskalt vor die Tür gesetzt. So findet sich der 15jährige in einer Bruchbude in Neukölln wieder und landet an einer abgewrackten Schule, in der ein brutaler Typ namens Erol das Sagen hat. Erol stellt vom ersten Tag an klar, dass Michael als Neuzugang nichts anderes als ein „Opfer“ ist. Er schlägt ihn zusammen und beraubt ihn. Gegen Erols fortwährende Schutzgelderpressungen wäre Michael machtlos, wenn der smarte Drogenboss Hamal nicht ein Auge auf ihn geworfen hätte. Denn mit seinem Engelsgesicht und seinem Mut ist Michael der ideale Drogenkurier. Auf einmal genießt er einen ungeahnten Schutz. Michael tankt neues Selbstbewusstsein bis er eines Tages einen Fehler macht. Mit 80.000 Euro im Rucksack nimmt er die S-Bahn. Hätte er ein Taxi genommen, wäre ihm eine folgenreiche Begegnung mit Erol erspart geblieben.

Detlev Buck, der sich durch deftige Komödien (Wir können auch anders, Männerpension) einen Namen gemacht hat, geht auch in seinem engagierten Jugenddrama mit dem bezeichnenden Titel „Knallhart“ in die Vollen. Noch ehe der Hilferuf der Rütli-Schul-Direktorin das Bewusstsein der Öffentlichkeit auf eine neue Stufe der Jugendgewalt lenkte, standen Detlev Bucks Sensoren auf Empfang für die Alarmsignale aus den Problembezirken. Buck erzählt sehr geradlinig, auch wenn er sich hier und da reizvolle Stilisierungen erlaubt. Klare, aussagestarke und präzise auf den Punkt inszenierte Szenen verdeutlichen, wie das Leben im Kiez aussieht und wie der Weg eines 15jährigen in der Initialisierung durch die Drogen-Mafia enden kann. Ein packender Film, der von einem großartigen Soundtrack getragen wird. Deshalb wurde er beim Deutschen Filmpreis 2006 nicht nur mit der silbernen Lola in der Kategorie bester Spielfilm bedacht, sondern erhielt zusätzlich Lolas für Schnitt und Filmmusik.

DVD-Bildformat: 1:1,78; 16:9
Ton: Dolby Surround, Dolby Digital 5.1
Sprache: Deutsch

Christian Exner