The Woodsman

Nach 12jähriger Haft kommt der pädophile Walter wieder auf freien Fuß. Trotz einer Anstellung in seinem früheren Beruf fällt ihm die Rückkehr zur ersehnten Normalität schwer. Die Polizei hat Walter ständig im Visier. Eine intensive Psychotherapie zeigt kaum Wirkung. Außerdem stellt ihn die schwer belastete Beziehung zu seiner Schwester vor große Probleme. Die stürmischen Avancen von Kollegin Vicki helfen nur vorübergehend, denn irgendwann wird Walter in der sich anbahnenden Beziehung mit seinem „dunklen Geheimnis“ herausrücken müssen.

Mit „Woodsman“ unternimmt Nicole Kassell den heiklen Versuch, Mitgefühl für einen Pädophilen zu wecken. Heikel deshalb, weil jede Form von Akzeptanz verfehlt wäre. Kassell bewegt sich auf einem schmalen Grat: Sie nimmt die Perspektive des Täters ein, ohne dabei die Opfer zu vergessen. Dass ihr dies gelingt, hat sie zum Großteil den Hauptdarstellern Kevin Bacon und Kyra Sedgewick zu verdanken. Bacon führt die innere Spannung eines Mannes vor Augen, der seine Neigungen kennt und selber fürchtet. Kyra Sedgewick spielt eine burschikose Berufskollegin, die sich trotz eigener Missbrauchserfahrungen mit der „nobody is perfect“-Einstellung auf das Wagnis einer engeren Beziehung einlässt. Für den Zuschauer wird Walter moralisch rehabilitiert, indem er (unter stillschweigender Billigung der Polizei) Selbstjustiz an einem anderen Kinderschänder verübt. Der Pädophile als Thriller-Monster, das Mitgefühl entwickelt und seine Spannungen durch einen gewaltsamen Übergriff löst. Pervertierter Sex im Kurzschluss einer Gewaltperversion. Eine sehr fragwürdige Wendung! Kassells Versuch, ein Bewusstsein für Ausmaß und Ausprägungen sexuellen Missbrauchs zu wecken, ist ehrenwert und respektabel. Ob ihr Film allerdings der ganzen Brisanz des Themas gerecht wird, sei dahin gestellt.

DVD-Bildformat: 1:1,85; 16:9
Ton: Dolby Surround, Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Englisch, Deutsch für Hörgeschädigte
DVD-Extras: Interviews, Entfallene Szenen, Making of, Bildergalerie, Hintergrundinfos

Christian Exner