100 Dinge

Film: 100 Dinge
Prädikat wertvoll
Länge:
107 Minuten (Blu-ray: 111 Minuten)
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 6 Jahren
Kinostart:
06.12.2018
Regie:
Florian David Fitz
Darsteller:
Florian David Fitz (Paul), Matthias Schweighöfer (Toni), Miriam Stein (Lucy), Hannelore Elsner (Pauls Mutter), Katharina Thalbach (Pauls Großmutter), Maria Furtwängler (Antonietta Kärcher) u. a.
Genre:
Komödie
Land:
Deutschland, 2018

Passend zur Adventszeit, in der die Kauflust der Menschen rapide zunimmt und die Geschäfte den höchsten Umsatz des Jahres erzielen, ist die Komödie „100 Dinge“ in die Kinos gekommen. Wie viele Dinge brauchen wir zum Leben und was macht Glück aus – das ist die Ausgangsfrage, die sich Matthias Schweighöfer und Florian David Fitz in ihrem zweiten gemeinsamen Film stellen. Florian David Fitz zeichnet hier für Regie und Buch verantwortlich, Matthias Schweighöfer neben Dan Maag und Marco Beckmann für die Produktion und beide glänzen in den Hauptrollen als zwei eng befreundete Berliner Start-up-Unternehmer.

Bereits im Prolog wird verkündet, dass unsere Urgroßeltern gerademal 57 Dinge besaßen, wir dagegen im Schnitt so um die 10.000. Die beiden Mittdreißiger Paul und Toni dürften diese Zahl weit überschreiten, denn ihre Lofts sind vollgestellt mit angeblich unentbehrlichem Luxus – bei dem einen sind es beispielsweise nagelneue, meist ungetragene Schuhe, bei dem anderen Kosmetikartikel, zuvorderst Mittelchen gegen Haarausfall. Paul und Toni sind seit ihrer Kindheit befreundet, wohnen übereinander und haben vor fünf Jahren ihr Unternehmen gegründet, in dem die App NANA entwickelt wurde. NANA, eine Art künstliche Intelligenz, verleiht jedem Smartphone eine eigene Stimme sowie Emotionen und kann so sehr persönlich auf den Nutzer eingehen. Wie sich dann herausstellt, vermag NANA sogar, die Wünsche des Nutzers auszuspionieren und ihn dementsprechend zu manipulieren. Paul, der ohne sein Wissen als Versuchskaninchen herhalten musste, hat so allein in der Testphase 151 Produkte gekauft. Kein Wunder, dass der Internet-Milliardär David Zuckerman an dieser App interessiert ist und vier Millionen dafür bietet. Eine Wahnsinnsparty mit den bisher unterbezahlten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist fällig, auf der sich Paul und Toni – bereits volltrunken – in die Haare kriegen und eine Wette abschließen: 100 Tage lang müssen sie auf allen Konsum verzichten. Ihr gesamter Besitz kommt in eine Lagerhalle, jeden Tag dürfen sie sich einen Gegenstand herausnehmen. Verpflegt werden sie von ihren Angestellten. Verliert einer von ihnen, muss er seine gesamten Firmenanteile den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen überschreiben. Am Tag Eins erwachen die Freunde jeder splitternackt in seiner komplett leeren Loft. Abends schleichen, besser: rennen sie vollkommen unbekleidet über die verschneite Oberbaumbrücke zu ihren Lagern. Toni sucht sich einen Schlafsack aus, Paul einen Mantel. Eine turbulente Zeit beginnt. Über drei Monate sind die beiden nun einer Art Besitz-Fastenkur ausgesetzt, die eine innere „Reinigung“ in Gang setzen soll.

Das verspricht viele komische Situationen, aber vor allem auch spannende, provozierende Reifungsprozesse. Leider aber nur zum Teil. Denn schnell beginnen sich die Filmemacher zu verzetteln. Da stehen vor allem die komplizierte Freundschaft der beiden Hauptfiguren, eine Liebe-Hass-Beziehung mit unglaublichen Konkurrenzen, im Mittelpunkt, weiterhin eine Liebesgeschichte, natürlich auch voller Komplikationen sowie die gemeinen Geschäftsmanieren des Internet-Gurus. Das eigentliche Thema, der Konsumrausch als Ersatz für fehlende Liebe und Zuneigung aber auch die Konsequenzen unserer Wegwerfgesellschaft, wird nur oberflächlich und relativ brav behandelt. Berührend ist die Szene, als Paul bei seiner geliebten Großmutter in einen alten, abgeschabten Koffer blickt und sie ihm erzählt, dass sich darin ihr ganzes Hab und Gut befindet, das sie 1945 bei ihrer Flucht übers Haff gerettet hat. Mehr an solchen Szenen wie aber auch an raffiniert ausgedachter Situationskomik, die unsere Abhängigkeit von Dingen zeigt, hätten der Komödie gut getan.

Barbara Felsmann

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Sprachen: Deutsch

Untertitel: Englisch, Dt. f. Hörg.

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (22. Woche 2019).