00 Schneider - Im Wendekreis der Eidechse

„Was für eine Stadt: Ein Junge überfällt eine Bank und kann nicht dafür belangt werden, weil er noch ein Kind ist“ – mit dieser Bemerkung beschreibt Kommissar Schneider nur ansatzweise, womit er Tag für Tag zu kämpfen hat. Denn um ihn herum ist wieder mal die Hölle los: Ein Sittenstrolch treibt in der Stadt sein Unwesen, also steht ein gefährlicher Undercover-Einsatz an. Außerdem ist der bekannte Schwerverbrecher Jean-Claude Pillemann – alias „Die Eidechse“ – entflohen. Der Überfall auf einen Tabakladen mit schwerer Beute (eine Schachtel Zigaretten) und die Entführung eines Huhns gehen zweifelsohne auf sein Konto. Zu allem Überfluss kommt auch noch Schneiders Tante Tyree (wer bitte ist Tante Tyree?) zu Besuch. Doch mit dem treuen Zwergspitz Zorro an seiner Seite meistert der Kommissar den harten Polizeialltag und kämpft mit Ausdauer und ohne Skrupel gegen das Verbrechen in seiner Stadt.

Was Helge hier mit seiner Fortsetzung rund um Kultkommissar 00 Schneider vorlegt, ist weniger ein Film, so ganz gewohnt mit Handlungsverlauf, sondern mehr eine Art Absurditätenkabinett – eine Sammlung aus fast schon surrealistisch wirkenden Charakteren und Situationen, wie sie zum Teil abwegiger nicht sein könnten. Dass viele Frauenrollen von Männern gespielt werden, daran gewöhnt man sich recht schnell. Auch das Revier, das in seiner Vielfalt an Sprachen und ländertypischen Uniformen eher an ein Polizeimuseum erinnert, hat seinen Charme. Schwieriger wird es da schon mit dem Zahnarzt, der sich von Schreien nicht weiter einschüchtern lässt und auch schon mal mit auf den Behandlungsstuhl klettert, um den Übeltäter zu ziehen – kurz nachdem er seine Patientin zum Porsche fahren eingeladen hat. Und von diesen Gestalten gibt es so einige. Konflikte werden stets mit Prügeleien gelöst, wobei sich bei Kommissar Schneider selbst Chuck Norris noch eine Scheibe abschneiden kann. Rauchen wird in guter alter Filmtradition stilisiert dargestellt („Zigaretten sind echt das Beste“). Wer Wert auf eine durchdachte Handlung mit Spannungskurve legt, wird vermutlich seine Probleme bekommen. Dafür hat der Film einige sehr schöne Szenen zu bieten und es gibt kaum ein Klischee alter Polizeifilme, das nicht verwurstet wird. Hinzu kommt der von Helge selbst komponierte jazzige Soundtrack, der ein angenehmes Film-Noir-Feeling aufkommen lässt. Ein Liebhaberfilm für Helge-Fans und Freunde übertriebener Ironie.

DVD-Bildformat:1:1,85; 16:9
Ton:Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Deutsch für Sehgeschädigte
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
DVD-Extras:Outtakes, Making of, Interview

Marius Hanke