Vorsicht: Pandemieklassiker!
The Hype is Real!
#DasIstJaWieImFilm #EchtJetzt?
Dass „Contagion“ aus dem Jahr 2011 noch einmal so richtig abräumen würde, hätten wohl die wenigsten gedacht. Aber siehe da: Während der Corona-Lockdowns war der Streifen einer der gefragtesten Streaming-Titel überhaupt. Schaut man sich den Seuchenthriller um einen von Hongkong aus in die Welt getragenen neuartigen Vogelgrippevirus unter dem Eindruck der Corona-Situation an, kommt einem vieles beängstigend vertraut vor. Was es mit der Reproduktionszahl auf sich hat und welche unterschiedlichen Behörden im Kampf gegen eine Pandemie mobilisiert werden, arbeitet der Film anschaulich heraus – mit sichtbarem Interesse an wissenschaftlichen Aspekten und ohne große Effekthascherei. Eine klare Hauptfigur gibt es nicht. Vielmehr springen wir ständig von einem Ort zum nächsten, blicken Menschen über die Schulter, die Angehörige verloren haben, und begleiten verschiedene Forscher*innen auf der Suche nach Antworten und Lösungen. Manche Plotbausteine – etwa die Entführung einer Virologin zwecks Impfstofferpressung – scheinen stark zugespitzt. Die dargestellte Anfälligkeit einiger Menschen für Verschwörungsideologien und demokratiefeindliche Propaganda könnte hingegen direkt der Wirklichkeit entstammen.
Apropos Verschwörungsideologien! Mit seiner fiebrigen, von Paranoia und düsteren Ansichten über die Konsumgesellschaft durchtränkten Handlung könnte Terry Gilliams exzentrischer Genre-Mix „12 Monkeys“ (1995) glatt als Anleitung für diese durchgehen. Die Reise eines von Bruce Willis verkörperten Mannes aus der Zukunft in die Zeit kurz vor einer Pandemie, die große Teile der Weltbevölkerung das Leben gekostet hat, ist ein aus irritierend schiefen Blickwinkeln eingefangener Bilderrausch. Auf allen Ebenen der Erzählung scheint die Welt aus den Fugen geraten. Der Versuch des Protagonisten, mehr über den Virusausbruch herauszufinden und ihn womöglich zu stoppen, erfährt empfindliche Rückschläge. Ein Film, der starke Nerven erfordert und einen über Gedankenkontrolle philosophierenden Brad Pitt in einer seiner anspruchsvollsten Rollen zeigt.
Von Christopher Diekhaus