Alphabet - Angst oder Liebe (tlw. OmU)
Ginge es nach dem Pädagogen Arno Stern, , sowie allen anderen, die in diesem Dokumentarfilm zu Wort kommen, würden viele Menschen heute weitaus kreativer, glücklicher und wahrscheinlich auch „gebildeter“ sein, als ihnen die Leistungsgesellschaft zugesteht. Stern regt seit über 60 Jahren Kinder und Jugendliche in seinem „Malort Paris“ zum freien Spiel statt zur genormten Abstraktion an. Sein Sohn André ist dafür ein gutes Beispiel. Er hat nie eine Schule besucht, arbeitet erfolgreich als Gitarrenbauer, kann sich auch in einer Fremdsprache gut ausdrücken und hat seine natürliche Neugier und seinen Wissensdrang bis heute nicht verloren. Für erfolgreiches und nachhaltiges Lernen schheint dies weitaus wichtiger zu sein als Leistungsdruck und Konkurrenzzwang. Untermauert wird diese These von einer ganzen Reihe von Bildungsexperten rund um den Globus. Dazu zählen Ken Robinson, der zum unangepassten Denken auffordert, der Pekinger Pädagogikprofessor, der von steigenden Suizidraten unter den allein auf Leistung getrimmten Schülern berichtet, der Hirnforscher Gerald Hüther, der jeden Bildungszwang ablehnt, Thomas Sattelberger, ehemaliger Personalvorstand der Deutschen Telecom, der davor warnt, das Leben nur noch auf die Ökonomie zu verkürzen, und schließlich Pablo Pineda, der dem vorherrschenden Bildungskonzept der Angst das der Liebe entgegensetzt.
Das Konzept der globalen Vernetzung, das in We feed the world und Let’s make money durchaus Sinn machte, stößt im dritten Teil von Wagenhofers Trilogie über gesellschaftliche Missstände an seine Grenzen, möglicherweise auch deswegen, weil die Kulturen und Bildungssysteme sich nur bedingt miteinander vergleichen lassen. Weniger wäre in diesem Fall deutlich mehr gewesen, beispielsweise die Konzentration auf Arno Stern und seinen Pädagogikansatz. So aber franst der Film schnell aus, seine Argumentation bleibt zu sehr in der Abstraktion und in der Pauschalisierung, reduziert sich auf die Grundaussage, dass das gegenwärtige Bildungssystem schlecht sei und zudem der Kreativität der Kinder diametral entgegenstehe. Angesichts der brisanten Thematik immer noch ein wichtiger Film, den man nicht versäumen sollte, aber rundum gelungen ist er leider nicht.
DVD-Bildformat:1:1,85; 16:9Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Mandarin, Mehrsprachig
Untertitel: Deutsch
DVD-Extras:Making of, Interview, Booklet
Holger Twele
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
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