7 Tage in Entebbe
Die dramatischen Ereignisse des Sommers 1976 sind unvergessen und lassen sich auch für ein jüngeres Publikum im Internet gut nachlesen: Am 27. Juni 1976 entführten zwei deutsche Linksextremisten und zwei Palästinenser eine Air-France Maschine mit der Flugnummer 139 von Tel Aviv nach Paris mit 248 Passagieren an Bord, darunter vielen Israelis. Sie wollten damit neben der Forderung nach einem hohen Lösegeld viele palästinensische Gefangene freipressen. Stattdessen strandeten sie auf dem abgelegenen Flughafen Entebbe in Uganda, das damals von dem Diktator Idi Amin regiert wurde. Damit begann ein siebentägiges diplomatisches Tauziehen um die Freilassung der Geiseln, bei dem jede Partei vor allem den eigenen Vorteil im Auge hatte. Die Geiselnahme endete schließlich mit einer erfolgreichen Militäraktion der Israelis.
Obwohl der Ausgang des auf historischen Ereignissen beruhenden Films also bekannt ist und der Film in eher ruhigen Bildern erzählt wird, gelingt es dem Politthriller, genügend Spannung aufzubauen. Dem brasilianischen Regisseur José Padilha schwebte kein Actionfilm über eine militärische Befreiungsaktion vor, sondern er wollte die Motivationen und Verhaltensweisen aller Beteiligten möglichst authentisch aufzeigen, wobei der Film auf zahlreiche Augenzeugenberichte zurückgreifen konnte. So ist der Film nicht nur aus der Perspektive der Geiseln und der Piloten gedreht. Auch das diplomatische Tauziehen zwischen Idi Amin und der israelischen Regierung, insbesondere das Spannungsverhältnis zwischen dem damaligen Premierminister Ytzhak Rabin und seinem Hardliner Verteidigungsminister Shimon Peres kommen zur Sprache. Und nicht zuletzt die Konflikte unter den vier Terroristen selbst, denen die Sache schnell über den Kopf wächst und die wie ihre Gegenspieler eigentlich eher „Gutes“ bewirken wollen. Dabei wird der von dem deutschen Schauspieler Daniel Brühl verkörperte Linksterrorist Wilfried Böse fast schon zur tragischen Figur, die unfähig ist, andere zu töten und dabei selbst in eine ausweglose Situation gerät. Alle diese Perspektiven werden um eine weitere Ebene ergänzt, die den Film von Anfang an begleitet, einem symbolisch aufgeladenen Tanztheaterstück mit dem Stuhl-Tanz von Ohad Naharin aus dem Jahr 1990, das die Ambivalenz jener Ereignisse kommentiert und künstlerisch überhöht. Der intendierte Gegenwartsbezug dieses historischen Dramas gipfelt schließlich in einer Aussage von Ytzhak Rabin nach der Geiselbefreiung, dass es keinen Fortschritt im Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern geben werde, wenn die Regierung nicht bereit sei, mit der anderen Seite zu reden.
DVD Extras: Entfallene Szenen, Behind the Scenes
Blu-ray Extras: Entfallene Szenen, Behind the Scenes
Holger Twele